Heute möchte ich
über das Kinderhaus St. Albert in Würzburg schreiben. Dort brannte
es Anfang April und es entstand ein großer Sachschaden. Ich war
vor
Ort und möchte euch einen Einblick gewähren. Ganz zum Schluss
liste
ich die Dinge auf, die noch dringend benötigt werden. Deswegen
bitte bis ganz zum Schluss lesen. Auch wenn es viel Text ist. Das
was
passiert ist und das was ich sehen durfte, kann ich nicht in zwei
Sätzen abhandeln.
***
Der Brand passierte am 2.04.2016 –
einem Samstag. Glück im Unglück, denn an diesem Tag ist das
Kinderhaus geschlossen, es wurde niemand verletzt. Das Erdgeschoss
ist seitdem nicht mehr für die Kinder zugänglich. Somit müssen
seit dem Brand 100 Kinder im Alter von 1-13 Jahren auf nur einem
Stockwerk miteinander auskommen.
Über Facebook wurde
ich auf die Situation des Kinderhauses aufmerksam. Würzburg ist so
nah. Das hat mich berührt und ich hatte das Bedürfnis etwas zu tun.
Noch in der gleichen
Nacht schrieb ich verschiedene große und kleine Firmen an, erklärte
kurz die Situation und drückte bei jeder einzelnen Mail mit
Herzklopfen auf Senden. Klingeln zu putzen ist nicht so mein Ding.
Allerdings ging es dabei ja nicht um mich. Das ließ mich mutig
werden. Im schlimmsten Fall würde es eine Absage geben. Aber
immerhin hatte man es dann wenigstens probiert.
Das
Kinderteppichland antwortete mir nahezu postwendend. Mit einer
positiven Resonanz. Mein Herz hüpfte! Wir lieben unseren
Straßenteppich vom Kinderteppichland so sehr, dass mich das einfach
sehr freute. An genau diesen Dingen fehlte es dem Kinderhaus nämlich.
Wohnlichem. Wenig später standen 3 große Teppichrollen zur Fahrt
nach Würzburg bereit. Ich telefonierte vorab noch einmal mit Anja
Hartmann vom Kinderhaus und wir vereinbarten einen Termin, um die
Teppiche vor Ort abzugeben. Bei dieser Gelegenheit wollte ich mir ein
Bild vom aktuellen Zustand des Kinderhauses machen. Was fehlte noch?
Was würde wirklich dringend benötigt? Was ist das für ein Haus für
Kinder? Ich war neugierig. Am Telefon klang es schon so offen und
herzlich. Wie würde es dann wohl „in echt“ sein?
Am 04. Mai fuhr ich
also mit den Teppichen im Gepäck nach Würzburg. Mit ganz viel Herz
flattern und Vorfreude.
Ein bisschen war ich
ja aufgeregt. Was sagt man denn da? Wonach sollte ich fragen? Was auf
keinen Fall?
Ich wurde herzlich
von einem kleinen Mann mit dunklem Lockenkopf und einer strahlenden
Anja begrüßt. Gemeinsam holten wir die Teppiche aus dem Auto. Beim
Auspacken ließ der Kleine sich nicht zweimal bitten und strahlte
mich so herzlich und ehrlich an, wie es eben nur Kinder können, wenn
sie sich freuen. Die ersten zwei Teppiche erhielten das Prädikat
„cool“. Der Dritte, einer mit rosa und vielleicht einem Hauch
Feenprinzessin, bekam weniger viel Beachtung. „Der ist dann wohl
für die Mädchen“ tönte es. Ich konnte mir ein Kichern nicht
verkneifen.
Während wir also
die Teppiche auspackten und ausrollten, hatten mir der kleinen
Lockenkopf und Anja ein bisschen was vom Kinderhaus St. Albert
erzählt:
Das Kinderhaus St.
Albert ist etwas besonderes. In einem offenen Konzept werden 100
Kinder mit 21 verschiedenen Nationalitäten im Alter von 1-13 Jahren
betreut. Darauf ist hier jeder stolz. Wo findet man denn sonst so
eine große Vielfalt? Es gibt aktuell 7 Konzepträume, die genutzt
werden können. 3 weitere sind in der Baustelle im unteren Stockwerk.
In Betrieb sind also die folgende Räumen:
Die Bibliothek, das
Musikzimmer, die Wissenswelt, Farbwerkstatt, der Theaterraum, der
Turnraum und die Startergruppe. Die Kinder entscheiden, wo sie sein
wollen.
Bei 21 Nationalitäten gibt es auch viele Schriften zu entdecken!
Die sehr geliebte Bau-Ecke. 6 Kinder können hier gleichzeitig bauen. Die Bauwerke werden dann fotografiert und ausgestellt.
Der Theaterraum hat viel Stoff gelassen. Vieles musst entsorgt werden.
Alle Materialien
sind für die Kinder frei zugänglich. Ob Werkzeug oder Farbe, Bücher
oder Musikinstrumente. Alles darf genutzt werden. Auch im Grasgarten.
Dort ist in einem Gartenhaus allerhand Werkzeug.
Diese tollen Kunstwerke werden in einem Frisörsalon und einem Würzburger Cafè ausgestellt.
Da das Kinderhaus im
einem sozialen Brennpunkt Würzburgs liegt, ist es dem Erzieherteam
wichtig, den Kindern zu vermitteln, das man nicht alles neu kaufen
muss. Eine kaputte Jeans muss nicht sofort in den Müll, man kann sie
weiterverarbeiten zur Tasche oder eben ganz schick reparieren. Aus
„altem“ Holz kann man immer noch etwas schustern. Nachhaltigkeit
und Upcycling inklusive. Schon allein dafür gibt es von mir ein
Herzchen.
Weitere Besonderheit
im Kinderhaus – die Tiere. Es gibt einige Terrarien und Aquarien im
Haus selbst sowie einen wunderschönen Hasenauslauf im Garten. Die
Kinder kümmern sich gemeinsam mit den Erziehern um das Wohl der
Tiere.
Hausbartagam Ostsee Berti darf überall dabei sein
Obwohl 100 Kinder um
mich herum wuselten, fühlte es sich nicht chaotisch an. Es war nur
eben sehr laut. Der Wermutstropfen, den es gerade zu schlucken gilt.
Dennoch, die Kinder zeigen einem, wie das geht, mit dem
Wiederaufstehen. Sie passen sich der Situation an und können dank
der herzlichen und liebevollen Begleitung durch die Erzieher den
Schreck des Brandes in den Hintergrund drängen.
100 Gummistiefel brauchen ihren Platz
Die Erzieher trifft
es da, hört man zwischen die Zeilen, härter. Alle Gardinen mussten
entfernt werden, weil sie so furchtbar nach Qualm gestunken haben,
die Kuschelsofas vor den Terrarien und Aquarien mussten entsorgt
werden. Die Kleinsten haben keine Betten, vieles aus dem Theaterraum
musste ebenfalls entsorgt werden. So vieles, dass so liebevoll
eingerichtet war. Das tut weh. Und in diesem Moment nicht nur Anja,
sondern auch mir. Und neben dieser großen Brandkatastrophe gibt es
immer noch diese kleinen, privaten Katastrophen, die in dieser Zeit
überhaupt gar keinen Platz haben, die aber eben doch genauso
passieren.
Anja ist dabei stets
um ihr Lachen bemüht. Es ist ehrlich und aufrichtig, aber eben nur
ein Teil der ganzen Wahrheit. Die aktuelle Situation rüttelt kräftig
an der Substanz. Bei jedem. Die oberste Priorität, den Kindern so
schnell wie möglich einen routinierten Tagesablauf zu bieten, zerrt
an den Kräften. Unter solchen chaotischen Umständen. Mittagsruhe
für die Allerkleinsten ist denkbar unmöglich. Ohne Betten auf
provisorischen Matratzen mag es vielleicht irgendwie gehen. Aber
nicht, wenn dann 88 Kinder im Flur und in den Nebenräumen sind. Das
ist, egal wie sehr man sich bemüht, nicht leise. Es ist nicht zu
ändern aber es tut eben weh, so machtlos daneben zu stehen.
Mobile Betten - nutzen, was zur Verfügung steht.
Der Turmraum wird derzeit für die Allerkleinsten genutzt, da sie ihre Räumlichkeiten durch den Brand verloren haben.
Bis die Versicherung
alles geprüft hat und man von dieser Seite Unterstützung erwarten
kann, werden noch Monate vergehen. Zeit, die man den Kindern nicht
zumuten kann. Deswegen gilt es, jetzt etwas zu tun.
Anja betont, auch
heute noch, immer wieder, wie sehr es sie berührt, dass Hilfe nicht
nur ins Ausland geht, sondern eben auch direkt vor Ort geleistet
wird. Ein großes Möbelhaus hatte sofort Decken für die
Allerkleinsten gespendet, für die überlebenden Fische gab es ein
neues Aquarium, da das Alte durch den Brand beschädigt wurde. Es gab
Sachspenden von Menschen, die überhaupt nichts mit dem Kinderhaus zu
tun haben, es gab Geldspenden von Vereinen, die den Kindern eine
Freude machen wollen um Neues anzuschaffen und nichts, was ersetzt
werden muss. Die Pfarrjugend hat in den ersten Tagen nach dem Brand
ihr Zelt zur Verfügung gestellt und aufgebaut und bietet den Kindern
aktuell einen fantastischen Ort des Rückzuges. Dort durften die
Kinder alles so einrichten,wie sie es wollten. Die Erst Hilfe war
überwältigend, so Anja. Ohne die wäre es nicht gegangen. Es freut
Anja so sehr, zu wissen, man ist nicht alleine. Man ist eine
Gemeinschaft. Das gibt Kraft und lässt durchhalten. Beim
Verabschieden war mir klar – das war es noch lange nicht, hier muss
noch mehr passieren. Für die Kinder. Und ihr Lachen. Für die
Erzieher, die so eine grandios gute Arbeit leisten in so einem
Durcheinander.
Das Zelt der Pfarrjugend diente in den ersten Tagen als Notunterkunft.
Aktuell steht es noch zur Verfügung und dient als Rückzugsort.
Gespendete Teppiche, die den Anfang April noch recht kalten Boden bedeutend wärmer machten. Die Kinder durften das Zelt so einrichten, wie sie wollten.
***
Als Mitglied im
Elternbeirat unseres Kindergarten weiß ich, wie schwierig es um die
Finanzierung von Sachgegenständen eines Kindergartens steht.
Das Kinderhaus
selbst ist so dankbar für jede noch so kleine Spende, sodass sie
niemals öffentlich um „noch mehr“ bitten würden. Deswegen tue
ich das jetzt!
Also! Wenn es Firmen
gibt, die sich angesprochen fühlen und einen Teil zur Hilfe
beitragen wollen, bitte melden Sie sich im Kinderhaus St. Albert.
Diese großen Anschaffungen sind nicht über private Kleinspenden zu
finanzieren.
Es fehlen noch zum
Alltagsglück:
- 12 Kinderbetten (und
Matratzen) für die 1-3 jährigen Mäuse (dringend!)
- Sofas
-Glaskannen/Saftkannen
- Vorhänge
- Vorhang/Stoff für
das Kasperletheater
- Handtücher
- LKW Planen (gerne
auch Reste) zum Poporutschen über die Wiese (das würde an erster
Stelle stehen, würde man die Kinder fragen!)
Über diese Dinge
freut sich das Kinderhaus ebenso, jedoch würden sie darum erst recht
nicht bitten, da es nicht überlebensnotwendig ist. Ich liste es
trotzdem auf, denn es ist für die Kinder schon durchaus von
Bedeutung.
- Staffeleien für
den Garten
- ein Handball
- Stifte und Farben
- eine Digitalkamera
Vor dem Brand hatte
jeder Raum eine Digitalkamera, so konnten immer Fotos von den Kindern
gemacht werden, die dann für die Eltern sichtbar aufgehangen wurden.
Das hat die Kommunikation erheblich erleichtert, da die Mehrzahl der
Eltern schlichtweg nicht sonderlich gut deutsch spricht. Aktuell
hinkt es ein wenig, aus Gründen.
Wer also jemanden
kennt, der jemanden kennt, der gerne helfen möchte, bitte melden!
Anja Hartmann
Telefon:
017684629016
Email:
wo-fuer-kinder@gmx.de
100 strahlende
Kinderaugen werden es danken. Gemeinsam ist vieles leichter zu
schaffen!
Ich selbst kann
nicht viel beisteuern. Aber ich kann euch, den Kindern und Erziehern
des Kinderhauses St. Albert eine Stimme zu geben.
***
Ich danke ganz herzlich dem Kinderteppichland für die erste tolle Spende, die ich überreichen durfte und auch ein herzliches Danke an wayfair, die mit einem Warengutschein für etwas mehr Gemütlichkeit sorgen.
***
Und ihr da draußen,
sagt es bitte weiter! Auch damit ist schon viel getan, um die, die
helfen können, zu erreichen!
Mit ganz viele
Winkebildern aus Bamberg
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