Jeder Mensch, der Opfer dieser und jeder anderen Gewalt wurde, ist es wert, dass man schockiert, entsetzt und betroffen ist. Jeder einzelne. Ob eine Wüste dazwischen ist oder das Meer. Oder nur eine Landesgrenze.
Ich verstehe, dass es einem mehr Angst einjagt, Attentäter in greifbarer Nähe zu wissen. Aber lebe ich wirklich in einem Paralleluniversum oder was ist mit der Welt los, dass sie es scheinbar erst "jetzt" sieht? Diese kranken Seelen sind schon immer mitten unter uns. Auch Deutschland hat seinen Terror. Das was der NSU betrieben hat (und sicherlich weiterhin betreibt) unterscheidet sich für mich nicht im wesentlichen. Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Glaubens, ihrer Hautfarbe oder gar Geschlechtes zu verfolgen, zu foltern und/oder zu töten ist nirgends rechtens. Und schon gar nicht richtig.
Ich begreife so vieles nicht. Ich habe keine Ahnung von allen politischen Zusammenhängen. Kenne die Gründe für Kriege nicht im Detail. Kenne keine Lösungen. Doch mit dem Schritt zur Seite vom Geschehen macht es mich fassungslos, dass sich alles wiederholt. So vieles offensichtlich ist und sich dennoch keiner direkt bedroht fühlt, solange man an den Schwächeren seinen Unmut auslassen kann und nicht selbst zur potentiellen Zielscheibe wird.
In Facebook färben sich Profilbilder in die Farben der französischen Flagge. Und ich begreife es nicht. Ich habe wirklich tiefes Mitgefühl mit all den Opfern und Hinterbliebenen. Ich bin erschüttert. Aber das bin ich ebenso wenn ich von Beirut lese, oder Bagdad,
Ich. Verstehe. Es. Einfach. Nicht!
Und natürlich. Das ganze macht mir eine scheiß Angst! Ich wünsche meinen Kindern ein unbeschwertes aufwachsen. Ein Leben in Freiheit, ohne Angst. Schließlich kenne ich es nicht anders. Die Zeit, die ich in der DDR verbrachte, war nur so ein Mikrobruchteil meines Lebens, dass sie keinerlei Einfluss auf mein Freiheitsbedürfnis hatte (oder doch? Auch hier bin ich verwirrt.).
Ich bin Paris. Allerdings nicht nur. Ich bin vorallem eines. Zutiefst betroffen. Diese Welt fordert mich seit Jahren enorm. An guten Tagen kann ich damit umgehen, an schlechten Tagen lässt es mich vor Fassungslosigkeit stundenlang heulen. Wie ein kleines Kind, dass das geliebte Kuscheltier verloren hat. Weil ich an solchen schlechten Tagen zeitweise den Glauben verliere. An das Gute im Menschen. An den Frieden. Aber. Die Angst wird mein Leben nicht beherrschen. Das lasse ich nicht zu. Und ich hoffe inständig, dass ich mich immer wieder daran erinnern werde, wenn es noch schlechtere Tage geben sollte.
Heute ist Volkstrauertag. Ich trauere um all die Opfer der vergangenen Kriege, die diesen nicht wollten. Ich trauere um alle Opfer bestehender Kriege, die diese immernoch nicht wollen. Ich trauere um die Menschheit, dass sie trotz des sogenannten Fortschrittes einfach keinen Schritt voran gekommen ist. Menschlich gesehen.
Ich trauere. Aufrichtig.
Minensie
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