2015/06/29

Urlaubsgrüße I


 ... und alles ist Nichtig un Klein ...

Die Sonne scheint. Um nicht zu sagen - sie brennt! Nach tagelanger Gartenpflege durch Petrus, muss ich mich hier erst an Klara Sonnenschein gewöhnen. Zugegeben, mit eiskalter Melone und selbstgemixten Sangria fällt mir das nicht sonderlich schwer. Aber das wäre ja auch ein Ding wenn ich mich erst noch dazu überwinden müsste, Sonne zu genießen. Eisblauer Pool und dieses unglaubliche Panorama tun ihr übriges, um sich hier in Null Komma Nix ganz wie im Urlaub zu fühlen.



Auch wenn der große Wuselzwerg zunächst beschloss, sofort wieder nach Hause zu wollen, allerdings nicht mit dem Flugzeug sondern bitte mit dem Auto, so hat auch er sich bereits nach wenigen Stunden in das Kinderbecken des Pooles verliebt. Jetzt flitzen hier zwei Zwerge mit Leuchtsignalgelben Schwimmwesten zwischen Terasse und Pool hin und her. Bis zum Erfrieren durch Spaß im Wasser. Da lassen sie sich nicht belehren. Erst wenn das Zähneklappern schmerzt sind sie bereit eine Aufwärm- / Trocknungsphase zu überstehen. Das es hier aber auch so schön sein muss.

Da wir hier Selbstversorger sind, gab es bereits den ersten Kulturschock in der Einkaufshalle. Dort gibt es fangfrischen Fisch an der Theke. Mit Nummer ziehen wie bei uns an der Fleischtheke. Der F(r)ischeduft begleitet einen durch den gesamten Einkaufsmarkt und ja, das erfordert einiges an Disziplin um sich auf Obst und Gemüse sowie den eigentlichen Einkauf zu konzentrieren. Denn Fischnutella kauft man im ersten Moment nur ungern. Oder Fischmelone.

Am Ende war die Ausbeute des ersten Einkaufes reichlich und mit diesem tollen organisiertem Chaotenhaufen Namens Familie klappt das Kochen und Grillen bisher auch wunderbar.

 Dorade in lecker

Tischlein deck dich....


Und jetzt wird es Zeit für Sangria. Und Bauchweh vor Lachen. Die "Ekel-Meer" Doraden waren so lecker und müssen verdaut werden.


Sangria in Vasen - wir trinken mit Stil und nicht aus Eimern

Olè!

Minensie


2015/06/27

Vámonos!

Und los gehts! Ein paar Tage ohne Internet, ohne Laptop und ohne Müssen - wir machen dann mal Urlaub und lassen uns vom Sand unter den Füßen kitzeln. Meer gibt es dazu. Und wir freuen uns unglaublich. Ich bediene mich zudem eines alten Bildes. Aus Gründen wie - schon alles gepackt :D

Lasst es euch gut gehen - wir lassen es krachen :D


Minensie

2015/06/24

Glücksmomente 16/2015

Wie in der Pienzparade schon erwähnt, war die vergangene Woche einfach nur rasant. So schnell konnte ich gar nicht bis drei zählen, war schon wieder Sonntag. Aber sie war auch eine durch und durch sehr positive Woche.

Montags packte ich die Kinderkoffer aus. Das gab ein Kinderaugenleuchten. Ich liebe es. Seither wird täglich gepackt und auf den Trunkis gefahren. Eine wahre Freude, bei den Zwergen die Vorfreude wachsen zu sehen. Und keine Sekunde, in der ich es bereue, sie erst jetzt gekauft zu haben ♥

 Trunki gesattelt - bald geht's los!

Außerdem löste sich anfang der Woche mein Ärgernis der vergangenen Wochen in Luft aus - es kam endlich das langersehnte Endgerät. Eigentlich ein Glücksmoment oder? Aber man staune. Ich hatte bis Ende der Woche nicht einmal Zeit mir das ganze genauer anzuschauen. Sachen gibts.

Mittwoch gab es einiges zu Lachen - es gab Melonen-Pizza bei Nadine. Und ja. Obst macht Lustig. *kicher* Und wenn es was zum Lachen gibt, sind Glücksmomente nicht weit. Den Zuckermäusen beim Spielen zu zusehen erdet mich immer wieder. Weitere Glücksmomente an diesem Tag - das den Kindern mein absoluter Chaoskuchen schmeckte. Ich hatte einen Probekuchen gebacken, bei dem ich jede Sekunde des Tuns verfluchte. Vom Teig bis zum Abschluss. Vorallem das verfluchte "Topping" aus Wackelpudding. Aber es schmeckte! Immerhin.

Chaoskuchen  - das grüne Grauen!

Außerdem gab es das erste Mal Salat aus unserem Hochbeet. Was für ein Highlight!

Es grünt so grün, dass Salate im Herzen der Stadt erblühn
 
Donnerstag schenkte  mir Herr G. von der Erziehungsberatung einen Glücksmoment. Indem er sagte - bisher offensichtlich alles richtig gemacht. Das tat gut. Nach so vielen Zweifeln. Und der Herr von und zu Wuselzwergenpapa schenkte mir einen zweiten - Lob so unerwartet tat ebenfalls gut.
Danach ging es auf einen Geburtstag. Dort gab es einiges zum Abstauben. Sobald wir es geschafft haben, es abzustauben, zeig ich es auch. Es war ein durch und durch toller Nachmittag. Der große Wuselzwerg heftete sich an sechs Ü10-jährige und hatte den größten Spaß. Ihm dabei zuzusehen ließ mein Mutterherz höher schlagen. Er kann das wirklich gut. Sich integrieren und einfach dabei zu sein. Wenn ihm was gefällt, lässt er sich von nichts und niemanden abwimmeln. Egal ob die Jungs doppelt so groß sind wie er oder mehr als doppelt so alt. Außerdem war es einfach nur schön zu sehen, wie stolz meine Jungs sind, ihre Oma zu haben. Die heizte den Jungs, meinen wie den Ü10-jährigen, beim Fussballspielen nämlich mächtig ein. Kein Ball ging an ihr vorbei ins Tor. Und das Oma einfach die beste Spielerin auf dem Platz war, dass bekundeten die Jungs immer wieder.

Freitag durfte ich den Jungs beim Bauernhof entdecken zuschauen. Wir waren mit dem Kindergarten in einer Abtei, die ökologische Landwirtschaft betreibt. Die Ordensschwester erklärte den Kindern die "Grundregeln" und dann galt es auch schon, den Hof und die Natur zu entdecken. Von schlauen Schafen bishin zu zahmen Hühnern.

 Glückliche Hühner sind verschmuste Hühner


Ein kleines Spiel zum Ende. Tauziehen kommt nicht nur bei den Kleinen gut an.

Und leckerem Schnittlauch-Butter-Brot. Das waren ganz grandios schöne Stunden. Die Jungs fielen am Abend überglücklich und hundemüde in ihre Betten.
Ich legte dann für den folgenden Glücksmoment eine Nachtschicht ein und werkelte an einer Torte. Bis zum Frühdienstbeginn. Puh.

Allerdings hatte sich das gelohnt. Am Nachmittag feierten wir wieder einen Geburtstag und es hatte alles geklappt, so wie ich es wollte. Das freute mich. Nicht nur äußerlich ein Highlight zu setzen, sondern auch das Innere eines Kuchen zur Überraschung werden lassen - gefällt mir. Um nicht zu sagen - macht mich glücklich.

Einmal Lego zum Naschen

Und einmal Tetris bitte


Sonntag erlebte ich dann wieder einmal, was ein gutes Team ausmacht. Mit den Kollegen gemütlich Frühstücken und Spaß am Arbeiten zu haben - das sind nicht nur Glücksmomente, das ist, was Arbeit ausmachen sollte. Immer. Beste Kollegen überhaupt. Schon immer. Besser hätte der Start in den Urlaub nicht verlaufen können ♥

Jetzt steck ich schon mitten in der neuen Woche und kann nur soviel verraten - das geht weiter so penetrant glücklich zu hier. *gnihih*

Und nicht zu vergessen. Nur noch 4 mal schlafen (sollte ich heute je ins Bett kommen) und wir sind erstmal weg von hier. Das wird ein Spaß!

Mehr Glück gibts wie immer bei Frau Miez und unter dem Hashtag #GlüMo bei Twitter und Instagram. Teilt es dort gerne mit der Welt.

Viel Spaß beim Sammeln eurer Glücksmomente!

Minensie


Pienzparade 06/2015

Heute bin ich spät dran. Die letzte Woche war aber auch rasant!

Zu Jammern gabs aber auch was. Kuchen zum Beispiel, der nicht wollte wie ich. Erst der Teig, dann die "Deko". Was für ein Desaster. Nur gut, dass es bloß der Probekuchen war *hust*
Ich merke mir für die Zukunft - Wackelpudding ist 'ne blöde Idee als Kuchentopping. Ne Saublöde. Oh ja! *seufz*

Und wenn ich so nachdenke war das eigentlich auch das Einzige. Immerhin hat mich der Kuchen in der vergangenen Woche 2 komplette Nächte wachgehalten. Das reicht um für alles andere zu nerven. Behaupte ich zumindest.

Achja. Post wäre noch so ein Thema. Allerdings hat sich das bis heute schon wieder erledigt, deswegen kann ich da schon gar nicht mehr wirklich Pienzen. Ich bin da so wenig nachtragend.

Nun denn.

Die Pienzparade macht nächste Woche Pause. Denn wir sind im Urlaub. Da sollte es ausnahmsweise mal nichts zu meckern geben. Ich bin gespannt.

Minensie



2015/06/16

Liebe Neurodermitis - Brief II

Buenos Dias!

Vor einigen Tagen stiegen wir aus den Flieger. Unser Sonnenscheinbaby in einem hässlichen Kopfverband verpackt. Der Flug war wie erwartet ruhig. Unser Sonnenschein schlief beim Starten ein, wachte zweimal kurz während des Fluges auf und verschlief ebenfalls die Landung. Die Willkommensgarde betrachtete er dafür mit riesen Augen. Und natürlich einem Lächeln. Nach den ersten Schreckmomenten der lieben Verwandten, warum man das Kind denn in Verbände wickele, einer knappen Vorstellung deiner Person, Neurodermitis, und einer kurzen Autofahrt durch Havanna Stadt, kamen wir in unserem zu Hause an. Jetlag gab es beim Sonnenschein nicht. Bei dir wohl schon. Du schienst die ersten Tage völlig zu verpennen. Die Freude war groß. Aber natürlich machtest du dich immer wieder bemerkbar. Nur keine zu großen Hoffnungen, man habe dich in Deutschland vergessen. Dennoch. So gut ging es dem Sonnenschein selten und somit musste es dir endlich einmal schlecht gehen. ENDLICH!

 Siesta, ganz ohne Pucken

Wir wählten auch ausschließlich Dinge, die du bis heute nicht magst. Salzwasser, Kräuterbäder, ganz viel Luft. Es war wunderbar meinen Sonnenschein so bewegungsfrei zu sehen. Nachdem ihn keine sperrige Kleidung, keine sperrigen Decken und nichts dergleichen mehr hinderte, sich zu bewegen, begann er zu robben. Wir waren völlig aus dem Häuschen. Und Nachts - wir schliefen erstmals alle zusammen ausgeruht ein und durch. Kein Kratzen, dass uns weckte, keine Angst, die uns umhertrieb.

Hello again!

Nach fast 5 Wochen stiegen wir wieder in den Flieger. Der Rückflug war ebenso ruhig wie der Hinflug. Unser Sonnenschein verschlief einfach alles. Sehr unkompliziert. Und ohne Kopfverband.

Doch kaum das wir wieder einige Tage in Deutschland waren, bekamen wir dich wieder zu spüren. Aus Angst, wieder bei Null anfangen zu müssen, so wie wir es nach fast jeder nahezu abgeheilten Wunde mussten, vereinbarte ich einen Termin in einer Spezialklinik. Das schien dir gar nicht zu gefallen. Dem Kinderarzt im ersten Moment auch nicht. Eine halbe Stunde debattierte ich mit diesem, warum ich genau in diese Klinik wolle und nicht in eine, in der Kinder von ihren Eltern getrennt werden. Als Abnabelungsprozess, der für die Heilung wichtig sei, so hieß es in der Wunschklinik des Kinderarztes. Das wäre gefundenes Fressen für dich gewesen. Aber meine Liebe, ein bisschen kannten wir dich da ja schon. Ich beharrte auf unsere Wunschklinik und letztendlich bekamen wir das OK vom Kinderarzt, uns dort 3 Wochen lang die Welt neu erklären zu lassen.

Die Koffer von Übersee  waren noch nicht ganz ausgepackt, da packten wir sie auch schon wieder. Neukirchen am Heiligen Blut - das war unser Ziel. Und ich weinte bei der Ankunft, als ich all die anderen kleinen Patienten sah, als seien sie frisch aus einem Horrorfilm in Drehpause entsprungen.  Meine Wut über dich und deine Kollegen wurde erneut so groß. Hinzukam ein bisschen Hormonchaos. Denn unser Sonnenschein sollte nicht lange ein Einzelkind bleiben.
Etwas eingeschüchtert von all den Untersuchungen und Behandlungen ruhtest du dich ein paar Tage aus. Der Sonnenschein wurde von Kopf bis Fuß untersucht. Vom Blut bis zum Darm wurde alles genau gecheckt. Bei der Blutentnahme litt ich auch diesmal sehr. Vom Sonnenscheinbaby kam nicht mal ein Protest. Wir warteten. Und dann kamen sie. Erste Ergebnisse - keine Allergieklassen auf Lebensmittel. Gar keine. Alle bei 0. Und das, obwohl der Kollege des Kinderarztes so felsenfest überzeugt war, dass es nur die Milch sei. Ansonsten wurde angemerkt, dass der Sonnenschein einen fast grenzwertig hohen Vitamin D Gehalt hätte. Wie oft er denn das Vitamin D bekommen würde. Oh ja, da hab ich mich etwas geschämt, als ich gestand, dass der Sonnenschein das reine Vitamin D Öl nur... 3... 4 ... mal bekommen hätte. In den ersten Lebenswochen. Kuba schien alle Reserven zum bersten gefüllt zu haben. Es gab nirgends einen Hinweis auf dich. Außer auch hier wieder - kaum messbares Immunsystem und einen Histaminwert, über den man spekulieren konnte. Da ich dich weder im Blut noch in der Haut vermutete, sondern im Darm, war es die wohl größte Bestätigung, als genau dort der eigentliche Knackpunkt festgestellt wurde. Zu viele schlechte Darmbakterien, zu wenig Gute. Nach 9 Monaten permanenten in Frage stellens, den zich Tausend Aussagen verschiedener Ärzte war es mein tatsächlicher Triumph dir gegenüber. Ich hatte von Anfang an den Darm in Verdacht. Hatte mir daher vom Osteopathen Hilfe erhofft. Dich einfach rauskacken. Fertig. Aber so leicht war es dann am Ende nicht. Mit meinem Gefühl richtig gelegen zu haben, tat mir dennoch unsagbar gut. Mein erster wahrer Sieg über dich! Du! . !

Die 3 Wochen waren hart. Nicht wegen meines Sonnenscheinbabys. Wegen all den Geschichten, die man dort kennenlernte. Ich war bei jeder Behandlung so dankbar, dass mein Sonnenschein sich gegen nichts wehrte. Einfach alles mit sich machen ließ und dabei Spaß hatte. Mir brach es in den 3 Wochen so oft mein Mutterherz. Die anderen Kinder so weinen und schreien, strampeln und treten zu sehen. Diese armen Herzen. Warum nur müssen so kleine Wesen solche unglaublichen Lasten tragen. Deine Kollegen und du! Ihr seid die Pest!

Spaß beim Verbandswechsel muss schon sein



 Und in der Mittagspause sowieso

Doch wir lernten in den 3 Wochen auch sehr viel. Tagesstruktur zum Beispiel. Feste Schlafenszeiten, feste Essenszeiten. Man musste sich ja um nichts außer um die Behandlungstermine und dem pünktlichen Erscheinen zur Essensausgabe bemühen. 3 Wochen Zeit, dich von allen Seiten her zu überdenken, dich nicht nur zu hassen. Ganz langsam. Außerdem gab es einiges an Belohnung. Krabbeln, hochziehen und erste Laufversuche. Sowie die ersten beiden Zähne. 3 Wochen vollgepackt mit allem was das erste Babyjahr zu bieten hat.

Wieder daheim beschlossen der Herr von und zu Wuselzwergenpapa und ich etwas - in Zukunft ist keine Zeit für solche Spirenzien. Keine Klinikaufenthalte mehr wegen Superinfekten. Keine Sepzialklinik mehr. Keine Verbände, die täglich mehrfach gewechselt werden müssen. Keine offenen Wunden mehr. Wir beschlossen es einfach. Du warst wegen der vergangenen 3 Wochen etwas geschwächt, vermutete ich. Und ich glaube, dir wurde bewusst, dass wir Zeit haben. Mit allem was wir taten, um dich loszuwerden. Das schien dich wirklich mürbe zu machen. Zumindest hattest du seit der Spezialklinik nicht mehr die Oberhand.

Wir verließen die Klinik im besten Hautzustand überhaupt. Und das feierten wir gebührend. Der erste Geburtstag des Sonnenscheinbabys stand sowieso vor der Tür. Einzig unpraktische war, dass ich nach fast 3 Monaten außerhalb unserer Wohnung gar nicht mehr wusste, wen ich alles einlud, um das erste Jahr mit dir im Nacken zu feiern. Am Ende waren es 20 Erwachsene Personen. Aber es war schön und wichtig. Für mich. Wir feierten das Sonnenscheinbaby, die erstmals richtig gute Haut und all das, was wir geschafft hatten. Wir hatten dich in die Ecke gedrängt. Und das war das schönste aller Geschenke.



Ich schreibe dir bald wieder. Ganz zuende ist unsere gemeinsame Zeit noch nicht. Leider

Minensie



2015/06/15

Liebe Neurodermitis - Brief I

Ich habe lange überlegt, wie ich das hier beginnen soll. Ich wollte dich beschimpfen, dich verfluchen. Ich wollte dir sagen wie sehr ich deine Anwesenheit hasse. Und dennoch. Am Ende muss ich dankbar sein. Damit ich dich und deine Anfänge niemals vergesse, schreibe ich dir nun einen Brief. Oder mehrere. Ich weiß es noch nicht genau. Briefe helfen mir am besten, mich auszudrücken. Nun denn.



Liebe Gehasste Neurodermitis!



Du stolpertest vor ziemlich genau 4 1/4 Jahren in unser Leben. Unangekündigt. Dafür um so aufdringlicher. Als du dich bei meinem 10 Wochen alten, absolut perfektem, ersten Baby wohl fühltest, habe ich dich verleugnet. Niemand hatte zuvor mit dir Kontakt. Niemand kannte dich. So jemanden lässt man nicht einfach ins Haus. Aber wir hatten dir wohl die Tür einen Spalt breit geöffnet.
Ob der Piecks nach der STIKO nun der Willkommensgruß war oder nur das Schlupfloch, dass können wir auf ewig nur spekulieren. In jedem Fall machtest du es dir offensichtlich bequem. Um dir kein "Futter" zu bieten, war ich bereit auf vieles zu verzichten.

 Der kleine Anfang


Erst Milch und Milchprodukte, dann gänzlich ohne tierische Eiweiße. Ohne Erfolg. Es gefiel dir so sehr bei meinem Baby, dass du ihn  bald in Kopfverbände zwangst, um seine offenen Wunden zu schützen. Ich wechselte so oft von Fassungslosigkeit in schiere Wut über  mich, Ärzte und allerhand verschwörerischen Komplotten, das ich kaum noch wusste, ob es irgend ein Richtig oder nur noch ein Falsch gab. Dennoch entschieden wir uns, der Herr von und zu Wuselzwergenpapa und ich, gegen die harte Tour dich loszuwerden. Aus Angst, du könntest dich in deiner Panik an viel unzugänglicheren Orten wie zum Beispiel der Lunge festkrallen.
Du verwandeltest mein Baby in einen Sonnenschein mit tiefen Wunden. Aber er blieb mein Sonnenschein. Immer. Egal wie oft er einen Verband bekam oder welche geschmacklich wirklich widerwärtigen Nahrungsmittel er aufgeschwatzt bekam - er lachte immer. Für uns der Hinweis, dass du zwar eine verfluchte Plage warst und bist, aber wir dich auch über kurz oder lang ziemlich penetrant aus unserem leben ekeln können. Zuckerperlen a la Globuli, Schüssler Salze und unendlich viel Schmierwerk sollten dir das heimische austreiben. Der Sommer kam und ich hatte große Angst vor kurzärmligen Bodies und keinen Jacken, in die ich mein Baby "pucken" konnte, damit es sich bei Spaziergängen nicht blutig kratzte. Und der deutsche Sommer 2011 war auf meiner Seite. Es gab wenig Tage an denen kurze Kleidung notwendig war.
Aber dann wolltest du mich prüfen. Wie ich mit dem Kommenden umgehen würde. Mit einer winzigen entzündeten Stelle zeigtest du mir, was du wirklich drauf hast. Dein Vergnügen, unser Leid: Der Superinfekt.

Tag 5 in der Klinik. Alles schon wieder gut - zum Glück


Es war ziemlich hinterhältig von dir, dass musst du schon zugeben. Ich muss dir das in aller Deutlichkeit sagen! Das ich nach 2 Tagen oraler Antibiose mit meinem kleinen Baby mit über 40 ° Grad Fieber und einer derart eitrigen und blutigen Wange in die Kinderklinik musste, war wirklich mies. 3 Kinderärzte bestaunten dein Werk. Der Chefarztes der Kinderklinik und ich waren uns einig - wäre der Patient nicht gerade mal 7 Monate alt - es sähe klar nach Gürtelrose aus. Nur im Gesicht. Dazu hatte es aber eine Vorinfektion geben müssen. Und die gab es nicht. DAS hätten wir bemerkt. Du Luder! Und da die Ärzte nicht wussten was nun der Auslöser war - wir kannten dich zu dem Zeitpunkt eben noch nicht sehr gut - gab es für das immer fröhliche Baby Antibiose und Virustatika. Intravenös. Die Nadel im Kopf. Mein Herz bekam einen mächtigen Riss.



So tapfer der kleine Mann war, so nervig und anhänglich warst du. 3 Tage blieb das hohe Fieber.
Egal wie viele fiebersenkende Mittel es im Wechsel gab. Dafür schlug die Antibiose oder das Virustatika sofort an. Was genau, wissen wir bis heute nicht. So schnell sich der Superinfekt über Gesicht und Oberkörper ausbreitete, so abrupt stoppte es. Du hattest richtig gute Arbeit geleistet. Die Ärzte konnten nicht glauben, dass dieser Bub tatsächlich noch nie zuvor ernsthaft krank war. Sein Blutbild war verwirrend. Die Immunwerte passten nicht zum bisherigen Krankheitsverlauf. Jedoch blieb das voerst nebensächlich.
Am 4. Tag sank das Fieber etwas. Am 5. Tag verabschiedete es sich. Mein Baby war wieder gänzlich der Sonnenschein, nur langweilte er sich ab Tag 6 doch sehr. Und weil es so gut um sein Immunsystem stand, lutschte er bei jeder sich bietenden Möglichkeit die Gitterstäbe des Krankenbettes ab.

Beste Zahnungshilfe überhaupt! Nur nicht wünschenswert, dass man sie in Gebrauch nehmen muss

Nach 10 Tagen endete die Medikation, die Nadel wurde gezogen und wir durften wieder heim. Mit bester Empfehlung der Chefärzte, den in wenigen Wochen geplanten Urlaub in Kuba zu genießen und dir den Rücken zu zukehren. Der Kinderarzt war anderer Meinung und betonte, dass er so eine Empfehlung nicht aussprechen könne. Ein Kind, gerade so mit abgeheilten Superinfekt 11 Stunden in einen Flieger zu setzten und 4 Wochen in einer völlig fremden Umgebung zu leben. Wir zweifelten und lernten dann doch erstmals - auf das Bauchgefühl von Eltern ist verlass. Wir trauten dir nicht zu, dich in einem solchen Klima zu zeigen. Und wir sollten recht behalten. 

 Erinnerung an unseren Kurzaufenthalt in Einzelhaft im Einzelzimmer



Wir lesen uns 10 000 km von zu Hause entfernt wieder.






Erschöpft.



Minensie

Glücksmomente 15/2015

Die folgende Woche war durchwachsen, würde ich behaupten. Der Aufreger der Woche zog sich leider so ein bisschen bei allem Schönen mit durch.

Die Woche began mit Familienbesuch. Also wir besuchten Familie. Und genossen einen sehr gemütlichen Tag. Dank Regen gab es kein  Pool-Session sondern eine ausgedehnte Couch-Session. Ich konnte zahlreiche  Babykleidung und Kinderspielzeuge abgeben und der kleinste Patenbub* entdeckte Bücher ♥
Ganz nebenbei überraschten mich meine Wuselzwerge bei der Hin- und Rückfahrt mit absoluter Friedseeligkeit. Kein Gemotze, kein Gemecker, kein Gestreite auf den hinteren Reihen. Wenn das mal nicht entspannend ist.

Dienstag verbrachten der große Wuselzwerg und ich einen ziemlich coolen Vormittag mit Gesprächen, Shoppingtour und anschließendem Mittagessen im Esspress. Danach holten wir den kleinen Bruder ab und jeder hielt noch einmal eine Runde Mittagsschläfchen. Mir inklusive. Das ist selten. Das war toll.

Mittwoch lösten sich ein paar Steinsbrocken von meinem Gemüt. Das taten sie schon einige Tage davor, doch schön wars trotzdem, sie purzeln zu hören. Außerdem telefonierten wir seit Ewigkeiten mal wieder mit meinem Papa und es tat gut, seine Stimme zu hören. Größter Glücksmoment? Ich werde Tante ♥ Mein Schwesterherz (in Cuba) bekommt ein Baby ♥

Donnerstag und Freitag zeigte sich das Glück wieder in den Zwischennischen. Bus fahren mit dem kleinen Wuselzwerg sorgt eben immer für einen Lacher.

Samstag bekam mein Mutterherz ganz viel Futter. Zwei durch und durch grinsende, mit Eis bis zu den Ohren verschmierte, Wuselzwerge. So ganz spontan feierten wir das Lindenfest unserer Straße mit und hatten einen so ungeplant witzigen Nachmittag das der Glücksmomentjackpot nur so klingelte.

Zum Abschluss der Woche gab es Glücksmomente im Doppelpack. Wir waren für den Sonntag zu fünft. Der Herr von und zu Wuselpapa schlief, deswegen zähle ich ihn jetzt nicht mit.
Der mittlere Patenbub* und seine Schwester besuchten uns, damit ihre Eltern sich endlich ganz und gar in Bamberg verlieben konnten. Nach 3 Jahren immernoch nicht die Cafès der Stadt zu kennen war definitiv ein Umstand, den es zu ändern galt. Außerdem hatten sich Harry und Nadine eine kurze Hinterherrennpause wirklich verdient. Der Patenbub steckt gerade mitten in der „Ich bin schon 16 Monate alt und kann laufen und klettern, aber nicht da, wo du willst“-Phase. Und so ohne den Haushalt machen zu müssen oder sonst zu irgendetwas verpflichtet zu sein, genoß ich den Tag in vollen Zügen, und schaute den Kindern beim Kindersein zu. Das Kaffeekränzchen am Nachmittag mit allen Lucks rundete den Tag ab. Und der Kuchen. Der machte rund.

Und weil es heute so gemütlich war, genehmigte ich mir einen gut gekühlten Hugo mit Lemon-Gepansch. Selbstgekauft. Und sehr lecker. Allerdings bin ich nur Gesellschaftstrinker und hoffe, ich finde Gesellschaft, die mit mir diese Woche noch die Flasche leert, bevor sie den Geschmack verliert. Die Zeichen stehen gut, der Herr von und zu ist nur noch wenige Nachtschichten vom wohlverdienten Urlaub entfernt.

Auf ins Neue Glück.

Minensie 

* Ich hab nicht nur einen Patenbub. Ich hab gleich drei. Und ich liebe sie alle - von daher könnte es zwischendurch zu Verwechslungen kommen, wenn man nicht gerade in meinem Kopf wohnt und weiß wen ich meine.

♪☼♫☼

Mehr Glück gibts wie immer bei Frau Miez sowie unter dem Hashtag #GlüMo bei Instagram und Twitter.

2015/06/14

Pienzparade 05/2015

Zeit um den Müll zu entsorgen. Damit wieder Platz für neue Nörgeleien ist. Jedoch ist es auch heute wieder nur kurz und knapp.

Der Aufreger der Woche ist leider immernoch der Gleiche. Die Post hats vergeigt. Und ich warte und warte weil nun kein Gerät mehr lieferbar ist. So eine Bieberkacke! Ich hatte inzwischen zwei weitere Telefonate mit meinem Telefonanbieter, war direkt vor Ort in der Geschäftsstelle, war bei der Post und musste feststellen, dass dort NIEMAND für irgendwas zuständig ist. Und habe insgesamt 51 Minuten in der Wartschleife des Servicetelefons der DHL verbracht. Ole! Ergebnis: Ich soll eine Mail ans Beschwerdemanagement schreiben. Danke auch. Hab' ich auch umgehend gemacht. Antwort dauert natürlich. Streik und solche Späße.

Und dann war da noch eine Sinnflut von 10 Litern Putzwasser, die sich über Wohnzimmerteppich und Flur ergoß. Und den Teppich bis heute noch feuch hält. Was für ein Spaß. Ich kanns gar nicht sagen.

Ach und das heikelste aller Tagesthemen hier: Süßigkeiten zum Frühstück. Wie es mich verrückt macht, wenn es noch vor dem Aufstehen eingefordert wird. Und wie die Wuselzwerge das wissen und es immer wieder einfordern. Ich mag zeitgleiche Phasen ebenso wenig wie zeitversetzte!

Und überhaupt. Hab ich erwähnt was das für 'ne Bieberkacke ist, seit Wochen auf ein Gerät zu warten? Und jetzt wird das ganz gewiss auch nichts zum Urlaub. Hach! Pienz

Minensie


2015/06/13

Stolpersteine

Als ich in den letzten Tagen mit dem großen Wuselzwerg in Richtung Innenstadt lief, entdeckte er etwas. Etwas das schon immer da war, für ihn aber nie eine Relevanz hatte. Wir stolperten quasi über Stolpersteine. Kennt die jemand? Die glänzenden Steine auf den Gehwegen in deutschen Städten. Geschichte, über die man stolpert. Die man nicht leugnen kann. Erinnerung und Mahnmal an ein Kapitel deutscher Geschichte, dass so bitte niemals mehr geschrieben werden darf.

Mein großer Wuselzwerg entdeckte also vor einigen Tagen ganz bewusst einen Stolperstein und fragte natürlich sofort: "Mama, was ist das? Warum ist das so glänzend? Ist das echtes Gold?" Und ich erklärte ihm, dass es eine Erinnerung an die Menschen ist, die hier lebten, in dieser Straße, in dieser Wohnung, und die dann starben. Die nächste Frage kam nicht überraschend. "Warum sind die Menschen gestorben? Was steht denn da drauf? Mama liest du mir das vor?" Und ich las:

HIER WOHNTE:
SALLY WALTER
 JG 1940
DEPORTIERT 1942
IZBICA
ERMORDET GESTORBEN



 Und ich laß den zweiten, den dritten, den vierten... wir haben viele Stolpersteine auf dem Weg in die Innenstadt. Nach einer Weile fragte mein großer Wuselzwerg. "Mama? Sind das die ersten guten Menschen die gestorben sind?" Und ich schluckte. Und schaute meinen 4 jährigen Sohn nachdenklich an. "Nicht die ersten, aber leider auch nicht die letzten." Murmelte ich eher als das ich ihm antwortete. Und natürlich folgte die Frage: "Warum sind die Menschen gestorben?" Die Antwort hatte ich mir bereits seit der ersten Frage nach den glänzenden Steinen zurechtgelegt. "Es gab vor vielen vielen Jahren eine Zeit, da gab es auch hier Krieg und es gab Menschen die entschieden, wer hier wohnen durfte und welche Menschen nicht hier in dieser Stadt bleiben durften. Dumme Menschen, die das bestimmten. Im Krieg sterben Menschen. Das ist leider überall so. Damit aber nicht vergessen wird, wie dumm diese Menschen von damals waren, gibt es die Steine. Damit die, die gestorben sind, nicht vergessen werden. Wie Erinnerungsfotos." Pädagogisch sicher nicht wertvoll, aber besser konnte ich es aus der Situation heraus nicht erklären. Mein Wuselzwerg schaute nachdenklich zur Straße. Jeden folgenden Stolperstein musste ich vorlesen. Zwischendurch kam die Frage: "Mama? Warum gibt es Krieg?" Und auch mit der Frage hatte ich gerechnet. "Weil sich die Erwachsenen ganz oft nicht einig werden können und dann streiten. Nur das diese Erwachsenen echte Waffen haben und sich nicht mit Papierkugeln oder Kissen und Kuscheltieren bewerfen. Und das so ein Streit nicht nur zwei Erwachsene betrifft sondern dass dann ganze Städte und Länder streiten. Dumm oder? Nur weil sich zwei nicht einig werden so zu streiten, dass alle mitstreiten müssen!" (Ja ich weiß, auch hier nicht sonderlich pädagogisch wertvoll) Mein großer Wuselzwerg runzelte die Stirn und sagte, so wie es eben nur Kinder unbefangen sagen können: "Wenn ich streite, stirbt keiner. Das wäre ja echt doof! Dann müsste ich ja alleine spielen!" Ganz genau mein Großer.

Das Thema zieht sich nun schon durch die ganze Woche. Wir kommen selbstverständlich an keinem Stolperstein mehr vorbei, ohne kurz innezuhalten und zu lesen. Und ja, ich bin froh, dass ich es lesen darf/muss. Würde er selbst schon lesen können, hätte ich ernsthafte Erklärungsnot. Ermordet steht auf fast jedem Stein. Und wie detailliert der Krieg von statten ging, ich glaube, das ist noch nichts für einen 4 jährigen. Ich hoffe ich wachse in dieses Thema, so wie die Fragen des großen Wuselzwerges. Ich halte Ausschau nach kindgerechten Büchern zu diesem Thema. Allerdings ist kindgerecht erst ab Schulalter zu finden. Schwieriges Thema. Aber so wichtig. Sätze wie "Dafür bist du  noch zu klein um das zu verstehen." werde ich nicht sagen. Diese Sätze habe ich so gehasst! Mir die zeitgeschichte auf das Alter meiner Zwerge zurechtzustutzen ist dann wohl erstmal mein Vergnügen der nächsten Tage. Für Anregungen und Tipps bin ich ganz offen!

Zu den Stolpersteinen allgemein gibt es einiges Wissenwertes. Die Idee dazu wurde 1993 von dem Kölner Künstler Gunter Demnig geboren und die Verlegung der ersten Steine, 3 Jahre später, erfolgte tatsächlich illegal (Berlin und Köln). 1997 wurde der erste legale Stolperstein in Österreich verlegt. Erst 2000 wurde das Projekt fortgesetzt. Seit 2004 werden sie in Bamberg verlegt.  Ich erinnere mich noch ganz genau an meinen ersten Stolperstein, den ich wahrgenommen habe. Willy Lessing Straße 8.
Heute sind es 98 Steine, die in Bambergs Straßen daran erinnern, dass es nicht sein kann, nichts von alledem gewusst zu habe.

Insgesamt kann man heute von 350 000 Stolpersteinen an 750 verschiedenen Orten in 10 verschiedenen Ländern sprechen.

(Quelle: http://www.stolpersteine-bamberg.de/ )

Mich fasziniert dieses Projekt seit meines ersten Stolpersteines, den ich gesehen habe. Es ist eine so wunderbare Idee, den Menschen, die solches Leid erfahren haben, die letzte Ehre zu erweisen.

Sie nicht zu vergessen. Das ist das Mindeste.

Minensie