2016/04/05

An die Scheren, Kleber fertig, los!

Eigentlich wollte ich seit gefühlt zwei Stunden schlafen. Oder besser gesagt: sollte ich seit gefühlt zwei Stunden schlafen. Dann aber machte ich den Laptop an und suchte eine Kleinigkeit, blieb am Internet hängen , höre den so lange vermissten Honigmelonemond von Büne Huber und stelle nun fest - eigentlich möchte ich diesen Tag festhalten. Oder diesen Nachmittag. Der Vormittag war eher langweilig. Arbeit eben. Das ist nur für mich als Arbeitende spannend. Oder nervig. Oder eben Pflicht.

In der letzten Woche bin ich oft verzweifelt. Es gab beim Aufstehen Tränen, es gab beim Ankommen im Kindergarten Tränen, es gab beim Abholen Tränen. Wir hatten einen Tobsuchtsanfall deluxe als ich an einem Tag der letzten Woche meinem großen Wusel beim Abholen aus dem Kindergarten mitteilte, dass wir zum wohl spannendsten Spielplatz der Stadt gehen würden. Freunde von weit weg waren dort, Freunde von ganz nah und Freunde, von denen ich noch gar nicht wusste, dass ich sie treffen werde. Der große Wusel fand das unterm Strich keine gute Idee. Was will man auch bei Sonnenschein auf einem Abenteuerspielplatz mit Bachlauf und mega Rutschen. Immer diese Mütter. Echt mal. Ende vom Tobsuchtsanfall war die Eingangstür, die durch den wütenden Stoß des großen Wusels um Milimeter das Heizung-Kaputt-Fiasko verfehlt hatte. Unsere Eingangstür ist schwer. Und die Heizung direkt dahinter. Würde die Tür mit normalen Schwung ganz aufschwingen, wäre die Heizung schon hinüber. Ja. Da sind wir etwas panisch. Somit war es dann Zweistimmig laut. Sehr laut. Mit noch mehr Tränen. Als die Luft raus war, ging es. Richtung Busbahnhof und somit Richtung Spielplatz. Dort angekommen sah ich den großen Wusel für die nächsten Stunden kaum. Freunde und so. Ist ja nicht so, dass ich das angekündigt hätte. Aber nun denn. Es war herrlich, sich in der Sonne zu wärmen und es war wunderbar so viele liebe Menschen zu treffen. Und weil es so herrlich war, habe ich davon kein einziges Bild. Das macht aber nichts. Handy muss eben nicht immer sein.

Jedenfalls - seit diesem Tobsuchtsanfall deluxe geht es wieder mit der Nörgelei, den Tränen und dem Dauergemotze. Heute war zumindest einer dieser Tage, die wunderbar funktionierten. Beim Abholen aus dem Kindergarten kurzes Gemaule, weil ich vorgeschlagen habe, dass wir ein Eis essen gehen könnten (bitte nicht fragen, ich verstehe es selbst nicht), dann aber ein gelugener erster Eiscafè Besuch mit Bienen-Eis und Schinkentoast.





Zwei Wuselzwerge, die die Kellerasseln vor dem Eiscafè einsammelten und in Hosentaschen versteckten, Steine sammelten und tausend Fragen stellten. Harmonisch wie aus dem Bilderbuch. Das war gut! Und das tat auch gut!

Wieder daheim teilten sich die Wusel auf. Einer ins Kinderzimmer, der andere auf meinen Schoß. Vorlesen bitte. Gerne doch.Wir laßen ein Buch über die Uhr und dabei merkte ich, dass es eigentlich schon Abendessenszeit war. Mal wieder. Diese verflixte eine Stunde fehlt mir immer noch! Die Wusel sind schon längst umgestellt. Nur ich nicht. Mal wieder. Ich hatte davor einen Bastelbogen für einen Ohnezahn ausgedruckt, den ich bei Pinterest gefunden hatte. Das sah lustig aus und das wollte ich später probieren. Der Miniwusel kam mir zuvor. Er fand das Ausgedruckte. Zwischendurch kam immer wieder zu mir und ich half ihm beim Ausschneiden der wirklich schwierigen Kanten. Und dann forderte er ganz selbstverständlich den Kleber. Puh. Gleich gab es Essen und Miniwusel mit Minischnipseln und Kleber... das war eigentlich keine gute Mischung. Aber es war so friedlich!



Der große Wusel baute sehr konzentriert im Kinderzimmer an einem Lego-Duplo-Irgendwas. Da durfte ich nicht stören und wollte es nicht wagen, diesen Frieden zu unterbrechen. Also Kleber für den Miniwusel geholt und weiter gekocht. Die 10 Meter, die mich in der Küche vom Wohnzimmer trennen sind Fluch und Segen. Der Miniwusel bastelte hoch konzentriert. Hauptsächlich den Kleber an seine Finger, aber egal. Am Ende klebten tatsächlich Flügel und Stacheln am Ohnezahn. Zwar nicht da wo sie hin sollten aber es sah cool aus. Das fand sogar der große Wusel. Das Essen stand mittlerweile auf dem Tisch. Der große Wusel zeigte mir dann sein gebautes. Einen Löwen. Nein. Einen Tiger. Er war sich da selbst nicht so sicher. Es war ein Tiger, den er noch zum Löwen umbauen wollte. In jedem Fall ein sehr geniales Tier, dass er da gebaut hat. 100% Wuselarbeit. Ich liebe es!



Der Miniwusel indess war noch lange nicht fertig mit seiner Klebearbeit. Da er so überzeugt und vertieft in diese Arbeit war, wagten weder der große Wusel noch ich es nicht, ihn dabei zu stören. Manchmal ist Erziehung einfach nicht das, was gefragt ist.



Natürlich wollte der große Wusel dann auch kleben. Und natürlich druckte ich es für den großen Wusel auch noch einmal aus. Aber anstatt dass er es ausschnitt und klebte, gab er mir haargenaue Anweisungen: "Mama, hier musst du aufpassen, da ist eine Zacke, nein Mama, da nicht schneiden! Mama hier muss der Kleber hin!" Und auch wenn es sich jetzt nicht so liest - wir waren ein gutes Team. Am Ende stand der kleine Ohnezahn neben seinem Ohnezahnbruder und wie es nunmal mit dem großen Wusel so ist - ein Feature musste her. Ohnezahn ohne Blitz ist kein Ohnezahn. Also malte und schnitt der Wusel noch einen Blitz aus. Groß und blau. So toll, dass der Miniwusel das auch haben wollte. Gesagt, getan. Der Miniwusel ebenfalls für seinen Ohnezahn das Blitz-Feature gebastelt. Geschwister sind so etwas einmalig tolles! Da vergesse ich alle Streiterein die sonst dominieren! Trotz Bastel-Abendessen-Kleber-Chaos schafften es die Wuselzwerge pünktlich ins Bett. Pünktlich nach alter Zeit. Aber ich bin ja noch nicht umgestellt. Ich darf noch hinterherhinken. Glaub ich zumindest.

Jetzt sitze ich am Esszimmertisch und schaue diese zwei zuckersüßen Ohnezahn-Drachen an.



Und muss schmunzeln wenn ich den Kreis aus Kapla-Steinen sehe, den ich partu nicht anfassen oder gar wegräumen darf.



Und dann wäre da noch die aufrichtige und echte Anerkennung für den Lego-Duplo-Löwen-Tiger. Das ist schon was. Der große Wusel bringt mich immer wieder zum Staunen. Der kleine Wusel auch. Sie sind wunderbare Kinder. Wirklich. Trotz aller Nörgelei. Sie sind so wunderbar Kinder (kein Rechtschreibfehler). Ich liebe sie für ihre Ideen. Ich wäre niemals von mir aus auf die Idee gekommen, aus einem Strohhalm einen Flieger zu basteln. Oder einen Fernseher aus Karton. Oder ein Falltor für die Ritterburg aus Pappkarton. Oder ein Fenster für das Bett. Oder ein Tolla-Schiff. Oder. Oder. Oder. Ich liebe es, wenn sie mich mit in ihre Welt nehmen. So sehr!

Heute war ein herrlicher Nachmittag!
Mal wieder.
Gerne wieder.
Immer wieder.

Minensie

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